Redebeitrag der StopHeimstaden-Vernetzung auf der Mietenwahnsinn-Demo

Wir sind Mieter:innen aus der Anton-Saefkow / Bötzow-Siedlung, direkt gegenüber von hier, auf der anderen Seite der Greifswalder Straße. Im Dezember 2021 hat Heimstaden den Bestand von Akelius übernommen. Für uns war das nichts Anderes als vom Regen in den Starkregen zu kommen, da Heimstaden noch weniger ansprechbar ist, als Akelius es war.

Unsere Siedlung wurde vor über 100 Jahren mit dem Anspruch gebaut, die sozialen Gedanken der Gartenstadtbewegung und der Bauhausarchitektur zu vereinen. Von dem sozialen Aspekt ist seit der Privatisierung vor 20 Jahren nichts mehr übrig. Im Gegenteil. Unsere Siedlung ist ein Negativbeispiel dafür, wie Profitstreben das Wohnen zur Qual macht. Leider!

In unserer Siedlung wohnen etwa 300 Mietparteien. Bis vor kurzem haben wir auf einer Großbaustelle gelebt. Und das belastende 4 Jahre lang. Auch wenn der Ausbau der Dachgeschosse, der Anbau der Balkone und die zunehmende Versiegelung unserer einst berühmten grünen Höfe (wobei auch viele alte und gesunde Bäume gefällt wurden) nahezu abgeschlossen sind, ist für uns der Stress leider immer noch nicht vorbei. Denn nun haben mehrere von uns seit etwa Oktober 2022 Probleme mit nassen Wänden und Schimmel. Dass auch Kinder und Kleinkinder in diesen Wohnungen wohnen müssen, scheint Heimstaden egal zu sein. Der Konzern reagiert einfach nicht. Die genauen Gründe für die plötzliche Veränderung an den Außenwänden nach Abnehmen des Baugerüsts und dem darauf folgenden Schimmel in den Innenräumen kennen wir nicht. Wir vermuten Baumängel, da viele Jahre zuvor nie Schimmel aufgetreten ist und nun dieser vom Erdgeschoss in die darüber liegenden Geschosse zieht. So war beispielsweise eine Regenwasserableitung monatelang einen halben Meter unterbrochen. Das Regenwasser floss überall hin und an der Hauswand runter zum Fundament und ins Erdreich. Nach all den Jahren Baustress mit Bauarbeiter-Durchbrüchen durch die Decke, Putzbrocken in unseren Kaffeetassen und Regenwasser aus unsern Lampen, weil die Dächer fehlten, nun das! Dazu kam noch monatelang herumliegender krebserregender Bauschutt, der zur John-Schehr-Straße hin offen gesammelt wurde.

Aber natürlich kam die Mieterhöhung sofort, während wir die größten Schwierigkeiten haben, Verantwortliche bei Heimstaden zu erreichen oder Handwerker zu ordern. Da die Mieten schon seit Akelius enorm gestiegen sind, wohnen in einer kleinen Dreizimmerwohnung inzwischen nicht selten 3-4 Personen. Dadurch erhöht sich das Müllaufkommen und Müllberge entstehen, die wir Mieter:innen letztlich selbst beseitigen müssen um Ratten fernzuhalten. Wir fragen uns, was die Hausverwaltung eigentlich tut. Diese Mängelliste ist nämlich noch lange nicht zu Ende geführt.

Das alles hätte nicht sein müssen, wenn unsere Siedlung nicht vom Rot-Roten Senat privatisiert worden wäre. Wenn nach wie vor der soziale Aspekt im Zentrum der Verwaltung gestanden hätte, statt das Profitdenken börsennotierter Konzerne.

Wenn wir nun hören, dass in unserer Nachbarschaft demnächst massenhaft Häuser aus der Sozialbindung fallen und dort dann Marktmieten verlangt werden, sind wir höchst alarmiert. Denn wir wissen, was das für uns bedeutet: der Mietspiegel steigt. Und Heimstaden wird nicht zögern, auch für uns die Mieten weiter zu erhöhen, eben unter Verweis auf den gestiegenen Mietspiegel.

Wir fordern, dass der erfolgreiche Volksentscheid zur Enteignung und Vergesellschaftung großer profitorientierter Immobilien-Konzerne endlich umgesetzt wird. Das ist die demokratische Pflicht der Parteien!